Kulinarische Spuren: Was bleibt vom April?
Ohne Austausch geht nichts. Verbindungen zwischen Südtirol und Baden-Baden
Zwischen einem Digestif-Glas im Schloss Fuschl und einer Georgi-Verkostung in Innsbruck liegen zwei Baustellen, einige Schlutzkrapfen, eine Club-Mitgliedschaft – und viele Gespräche, viele Begegnungen, viele Eindrücke. Ein Monat zwischen Südtiroler Frühling, Münchner Neueröffnung, Baden-Badener Casino, zwischen Magnolien und Schlossbar.
Was verbindet all das? Eine Branche, die auf Austausch basiert. In der Qualität, Genuss und Emotion Hand in Hand gehen – aber erst durch gemeinsame Erlebnisse wirklich lebendig werden. Orte, Gastgeber:innen, Begegnungen: Das ist das Fundament. Für alles, was wir tun.
Ob in Südtirol, Salzburg, München oder Baden-Baden – dieser Monat war ein Plädoyer für Begegnung. Und ein Beweis, dass sich Vernetzung in der Gastronomie nicht inszenieren lässt – sondern lebt. Auf Terrassen, an Tischen, in Gesprächen.
Eine Nacht im Rosewood Schloss Fuschl
Meine ersten Träume im April haben dem Prinzessinnen-Bett im Rosewood Schloss Fuschl gehört. Letztes Jahr war ich schon einmal zum Pre-Opening dort – die Reportage ist hier im Online Magazin des MICHELIN Guide nachzulesen. Der Emotion, die ich dort notiert habe, war ich auch diesmal auf der Spur und habe mit Julian Schwamberger gesprochen, Küchenchef im Schloss und ein Heimkehrer, quasi. Er hat früher schon einige Jahre die Küche dieses legendären Ortes von innen gesehen und ist jetzt für die gesamte Kulinarik des Rosewood zuständig. Sein Menü haben wir auch abends im Schlossrestaurant probiert – nicht ohne Anlass. Josephinenhütte Glas war Mit-Gastgeber dieses Abends und hat die faszinierende Geschichte der Glaskunst nicht nur erzählt, sondern auch demonstriert. Ganz besonders angetan hat mir das Digestif-Glas, ein sensorischer Gamechanger für Destillate. Und die Schloss-Bar auch nicht das schlechteste Test-Umfeld.




Südtirol – Blüten, Begegnungen, Balance
Einmal über den Brenner nach Südtirol, das ist Anfang April besonders schön, um die Blüten, die Sonnenstrahlen, das Erwachen der warmen Jahreszeiten aufzusaugen. Auf dem Weg zur Summa konnte ich endlich einen Zwischenstopp im Hotel Elephant in Brixen machen, das stand lange auf meiner Agenda. Unter den prächtig blühenden Magnolien im absurd pittoresken hoteleigenen Park kann man sich die Geschichte des Hauses bestens visualisieren.
Schon 1551 machte der indische Elefant Soliman hier auf dem Weg nach Österreich als Geschenk für die Habsburger zwei Wochen Station und gab dem Haus seinen Namen. Heute bewahrt die Familie Heiss-Falk dieses Erbe mit spürbarer Haltung und Gastfreundschaft. Champagner und Apfelstrudel auf der Terrasse, klassisch am Tisch zubereitetes Tatar in der historischen Stube, eine Weinkarte von Format, wie sie die Summa-Anreisenden zum Staunen und Schwärmen bringt.
Ich liebe diese Art von Hotels, die Geschichte atmen, ausstrahlen, bewahren, feiern – und weiterentwickeln!






Die Summa selbst ist eher ein Zustand als eine bloße Messe – und findet jedes Jahr im Weingut Lageder in Margreid statt. Das ist kein Event, das ist ein Ort, ein Zusammentreffen, eine Einrichtung die in ihrer Hochwertigkeit, Leichtigkeit, Umsetzung und Besetzung absolut einzigartig ist. Danke für die Gespräche, Begegnungen – für die Vibes, die Weine, die Sonne – und das Bier!






Eine Stippvisite auf der Baustelle (die erste von zwei interessanten Baustellen im April!) im Hotel Castel. Eine Woche vor der Saison-Eröffnung am 13. April stehe ich wirklich bei weitem nicht zum ersten Mal auf der Terrasse meines langjährigen Kunden – aber SO gut sah der Pool noch nie aus. Der ist nämlich brandneu, genau wie der ganze Garten... und ist Infinity next level. Mit der schönsten Aussicht in ganz Südtirol. Von der Kulinarik im Haus von Gerhard Wieser gar nicht zu reden.



Zwei Nächte habe ich den Frühling dann noch weiter verlängert – an der Weinstraße, in Eppan: Im Hotel Stroblhof treffen mediterranes Licht, alpine Kulisse und familiäre Gastfreundschaft aufeinander. Der historische Ansitz aus dem 16. Jahrhundert liegt ruhig in den hauseigenen Weinbergen, der Blick reicht weit über Reben und Bergkette. Der Stroblhof ist wunderbarerweise kein überstyledes Hotel. Kein aufdringliches Deko-Konzept, keine Design-Show. Stattdessen: Naturmaterialien in warmen Tönen, Holz, Stein, Stoff. Und Gastgeber:innen, die sichtbar und spürbar da sind – auf der Terrasse, im Garten, im Weinkeller. Der Spa-Bereich: Panorama-Saunen, Anwendungen, viel Grün, im Sommer ein Naturteich. Und immer wieder diese Ruhe für Seele und Augen – mit Ausblick.
Die Küche ist regional und ehrlich, abends etwas verspielter als mittags auf der Terrasse: meine Highlights waren die vermeintlich einfachen Positionen: Schlutzkrapfen, Pasta Pomodoro, Mozzarella, serviert zu den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Jahres an der Hausmauer. Dazu ein Glas Weißburgunder vom eigenen Weingut. Was bleibt: Ein Ort, der durch Ruhe und Substanz wirkt. Und durch die Präsenz einer Familie, die den Hof führt wie einen Garten: mit Sorgfalt, Aufmerksamkeit und ohne große Worte.




Münchner Gastgeber:innen – Xaver’s & Mokum
Sieben Jahre schmeißen die „Portis“ – also Xaver, Theresa und Jakob (der mittlerweile hauptsächlich im Alten Wirt in Grünwald anzutreffen ist) Portenlänger das Xaver’s und haben der Innenstadt damit einen geselligen, modernen und trotzdem 100% heimatverbundenen Ort gegeben, an dem man sich trifft, isst und feiert. Gern auch in Tracht (wie schön!), so, wie zum 7-jährigen Jubiläum. Merci für die Einladung und den Wiesn-Vorgeschmack. Dort sehen wir uns spätestens. Hier geht’s zu meinem Artikel über die Portenlängers als Wiesn-Bedienungen “Vom Glück ein Wiesenkellner zu sein”.


Mehr Schlutzkrapfen und Paté en Croûte für München! ...davon kann man ja auch nicht genug haben. Von tollen Weinbars, Tagesbars und vor allem Gastgebern auch nicht. Am alten Messeplatz haben Spitzen-Sommelière Julia Kolbeck und ihr Mann Florian Rottensteiner und Tim Meier in der Küche mit ihrem “Mokum” einen stilvoll gestalteten Raum für Wein, Essen, Gespräche, kurze und lange Aufenthalte geschaffen. Einen perfekten Oster-Samstag Mittag wie aus dem Wetter-Bilderbuch gab es zum Pre-Opening. Und ich verrate es jetzt schon: dort gab es einen meiner Teller des Monats.




A Nomad’s Path – Kulinarische Zwischenstation
Ein Abend im „Zwischenraum“: „A Nomad’s Path“ als Auftakt für das mit Spannung erwartete Restaurant The Cloud by Käfer in der BMW Welt, das Konzept, das auf das legendäre EssZimmer von Bobby Bräuer folgt. Zwischen V8-Motoren, Projektionen und Designikonen spannt sich ein kulinarischer Bogen über vier Kontinente. Jens Madsen (ehemals Sous Chef im EssZimmer) und sein Team schaffen ein Format, das nicht vorwegnimmt, sondern den Weg zum neuen Restaurant erzählt: in Gerichten, Geschichten, Bewegung. Begegnung als Programm. Alles dazu habe ich für das Falstaff Magazin aufgeschrieben. Zum Artikel bei falstaff.de
Innsbruck – Namenstag, Netzwerk, Neuentdeckung
Wenn Jürgen Schmücking organisiert und man dabei sein darf, fährt man überall hin. Innsbruck ist aber – je öfter ich dort bin – ohnehin einen Ausflug wert. Anlass war Jürgens Namenstag samt Georgi-Wein Verkostung (und was für eine!) im Oniriq (aktuell mit vier Hauben Gault&Millau das am höchsten bewertete Restaurant in Innsbruck). Und was soll ich sagen: mein neuer Lieblings-Ort ist einfach das Café Central. Für Frühstück, Nachmittag, Meeting – egal was. Dass ich dort am Nachmittag schon die halbe Verkostungsrunde des Abends bestehend aus Journalisten, Weinkennern, Sommeliers, Genussaffinen zufällig (!) getroffen habe, spricht ebenfalls Bände.




Food Editors Club – Baden-Baden, Brenners und ein Beitritt
Die Runde aus Innsbruck würde auch gut in den Food Editors Club passen. Ich auch, deswegen habe ich mich schon im letzten Jahr förmlich beworben – und bin glücklicherweise jetzt, zur Jahrestagung in Baden-Baden, offiziell Mitglied geworden. Was ist der Food Editors Club? Seit 57 Jahren organisieren sich hier Food- und Weinjournalisten in einem Verein. Tauschen sich aus, diskutieren, bilden sich fort – und treffen sich. Alle Infos dazu gibt es hier auf der Website.
Dass mir Baden-Baden so gut gefallen würde, hatte ich ehrlich nicht auf dem Schirm. Dass ich an Brenners Park Hotel mein Herz verlieren würde, lag mit der Liebe zu historischen Hotels und Restaurants aber eigentlich auf der Hand. Nicht umsonst habe ich mein Kunstprojekt culinary timepieces der Klassik gewidmet. Die Baustelle ist hier noch in vollem Gange, wir haben sie uns angesehen und ich bin sicher: es wird spektakulär schön. Diesen ganz besonderen Baden-Baden Charme zwischen Historie und etwas nostalgischer Kur, zwischen James Bond Casino und Gold-Brokat, zwischen Paris-Architektur und blühenden Parks: ich glaube, ich komme wieder.









Austausch – was unsere Branche bewegt
Wer in dieser Branche arbeitet, weiß: Ohne Austausch geht nichts. Wir brauchen ihn – für Inspiration, für Reflexion, für Weiterentwicklung. Genau das war dieser April. Begegnungen zwischen Tisch und Terrasse, in Tagesbars, an Weingütern, auf Baustellen und unter Magnolienbäumen. Gastgeber:innen, die ihren Ort prägen. Kolleg:innen, mit denen sich Gespräche wie von selbst ergeben. Emotionen, die bleiben – weil sie echt sind. Und weil sie der Kern dessen sind, was gutes Gastgebertum ausmacht.
Und sonst?
Der Mai fängt schon an, erste Projekte stehen vor der Tür. Aber das ist eine andere Geschichte, Anfang Juni. Dafür folgen in den nächsten Tagen meine Teller des Monats April.
📍 Kulinarische Spuren im April – Orte & Stationen
Wo Gespräche stattgefunden haben, Fotos entstanden sind, Verbindungen geknüpft wurden. Eine Auswahl der Orte, die diesen Monat geprägt haben – alphabetisch sortiert, mit kurzer Verortung.
A Nomad’s Path / BMW Group Classic, München – Kulinarisches Pop-up zwischen Projektionen und V8-Motoren als Auftakt für das Restaurant The Cloud by Käfer.
Brenners Park Hotel, Baden-Baden – Traditionshaus mit Grandhotel-Flair und imposanter Baustelle mitten im Park.
Café Central, Innsbruck – Historisches Kaffeehaus mit Lieblingspotenzial: für Frühstück, Meetings, Zufallsbegegnungen.
Hotel Castel, Dorf Tirol – Langjähriger Kunde mit neuem Infinity-Pool, Südtirol-Ausblick und der Küche von Gerhard Wieser.
Hotel Elephant, Brixen – Historischer Gasthof mit eigenem Park, Gourmet-Restaurant, klassischer Stube, sensationeller Weinkarte und Gastlichkeit über Generationen.
Hotel Stroblhof, Eppan an der Weinstraße – Ruhiger Rückzugsort zwischen Reben und Bergen, mit Panorama-Spa, Weingut und Schlutzkrapfen.
Mokum, München – Neu eröffnete Weinbar im Westend mit Tagesbar-Charme, starker Küche und drei Gastgebern mit Ahnung und Charme.
Oniriq Restaurant, Innsbruck – Vier-Hauben-Küche und Bühne für die Georgi-Verkostung von Jürgen Schmücking.
Eine Entdeckung am Rande in Bozen: Pasticceria Caffè Lintner. Thank me (bzw. eigentlich Felix Eschenauer) later!
Rosewood Schloss Fuschl, Salzburg – Schlossidylle, Glaskunst von Josephinenhütte und ein Küchenchef, der zurückgekehrt ist.
Summa, Weingut Alois Lageder, Margreid – Begegnung, Wein und Austausch im vielleicht schönsten Setting der Branche.
Xaver’s Wirtshaus, München – Innenstadt-Treffpunkt mit Jubiläum, Wiesn-Vorgeschmack und familiärem Spirit.
Diesen Ort in Bozen habe ich in obenstehender Liste versteckt.